Dranbleiben an deiner Kunst (Catafalque by Sean Henry)
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Dranbleiben an deiner Kunst – Lass dich nicht ablenken

Text © Uschi Erlewein

Aktualisiert: 14. Februar 2022


An der künstlerischen Arbeit dranbleiben ist nicht immer einfach. Manchmal gibt es diese Zeiten, in denen du einfach zu beschäftigt bist, mit allem möglichen. 

Es gibt so viel anderes zu tun. Und du kommst nicht in dein Atelier, kommst nicht dazu, an deinen Geschichten zu arbeiten. Das gibt es immer wieder.

Gerade sind die Weihnachtsfeiertage vorüber, Besuche und Zusammensein mit Freunden und der Familie. Neujahr ist immer auch Bürozeit, da muss ich die Buchführung erledigen. Ein andermal essen wichtige Telefonate mit Veranstaltern die Stunden auf, ein Buch läßt mich nicht mehr los, ich muss einkaufen oder sitze zu lange im Wartezimmer beim Arzt.

Es gibt immer was zu tun, das dich von deiner künstlerischen Arbeit abhalten kann. Stunden werden zu Tagen, Tage zu Wochen.

Dabei kann etwas Seltsames geschehen:

Je länger du nicht künstlerisch arbeitest,
desto einfacher wird es, gar nicht mehr damit anzufangen.

Plötzlich habe ich den Schwung verloren. Beschäftige mich mit allem möglichen und habe dabei sogar das Gefühl, „Ich tu ja was“. Facebook ist in so einer Zeit dein bester „Freund“ – ein idealer Ort, um die Zeit mit Belanglosigkeiten zu füllen. Du argumentierst dabei vielleicht im Stillen „Das ist doch wichtig für meine Werbung …“.

In Wirklichkeit ist es Ablenkung pur!

So ging mir das immer wieder. Und ich weiß, ich bin nicht die Einzige. Es geht so manchen Künstlern und Freischaffenden ähnlich. Denn etliche Kollegen habe ich dabei beobachtet, wie sie sich selber künstlerisch ausbremsten und letztlich die Kunst ganz aufgaben.

Ist das nicht seltsam? Da hast du das starke Bedürfnis dich künstlerisch auszudrücken, aber du tust alles andere, als das, was du eigentlich willst!

Daran kannst du erkennen, dass nichts selbstverständlich ist.

Deine Kunst wartet jeden Tag darauf, dass du dich immer wieder neu für sie entscheidest. 

Artikelfoto:Dranbleiben an deiner Kunst (Catafalque by Sean Henry)

Da hilft nur eins: Tu was!

Es ist gut zu wissen, dass du nicht allein bist. Das kann jedem passieren. Und nicht nur einmal! Beobachte dich deshalb aufmerksam und wenn du Anzeichen erkennst, dann komm wieder ins Tun.

Halte kurz inne und mach etwas künstlerisches. Komme ins Tun. Selbst wenn du nur 20 Minuten was tust, dann rückt sich wieder das, was dir eigentlich wichtig ist, in den Mittelpunkt.

Geh weiter auf deinem Weg – und wenn es nur ein winzig kleiner Schritt ist.

Künstlerisch zu arbeiten, bringt dich wieder heim. Es nährt deine Seele.

Meine Vorbilder fürs Dranbleiben

In solchen Momenten denke ich auch immer gerne an die Künstler, die Ausdauer zeigen und beharrlich Dranbleiben.

Goscinny, der Zeichner von Asterix und Obelix, ist so ein Vorbild in Sachen dranbleiben. Er zeichnete jahrelang von Morgens um acht bis um Mitternacht. Kein Wunder, dass seine Zeichnungen so leicht erscheinen …

Von Picasso wird erzählt, dass er in manchen Jahren so viel zeichnete, dass er sogar sein Atelier mit all den misslungenen Zeichnungen heizen konnte.

Ob das stimmt oder nicht, spielt keine Rolle. Es ist trotzdem eine meiner Lieblingsgeschichten. Sie ist mir so ein inspirierendes Bild, an das ich mich steht erinnere und von dem ich mich immer wieder motivieren lasse.

Artikelfoto:Dranbleiben an deiner Kunst (Catafalque by Sean Henry)

Einige meiner Strategien fürs Dranbleiben an der Kunst

  • Hilfreich ist mein tägliches Schreiben, um immer wieder den Fokus zu finden.
  • Ich habe mir angewöhnt, jeden Morgen eine zeitlang künstlerisch zu arbeiten. So den Tag zu beginnen, ist mir mittlerweile zur Gewohnheit geworden. So kann ich dranbleiben. Mir fehlt was, wenn ich mal nicht dazu komme.
  • Wenn nötig, dann mache ich bewusst eine Pause. Dabei bekomme ich Abstand und erlebe Neues, das meine Arbeit inspirieren kann. Und ich freue mich dann wieder auf die Möglichkeit mich künstlerisch auszudrücken.
  • Meine Zeit für künstlerisches Arbeiten schütze ich sorgsam. Ablenkungsfreies Arbeiten ist angesagt. Am Telefon ist der Anrufbeantworter dran und wo ich arbeite gibt es keinen Telefonapparat. So kann mich kein Telefonklingeln, keine SMS oder Email ablenken.
  • Sitze ich am Rechner und schreibe, z.B. einen Blogbeitrag oder eine neue Geschichte, dann habe ich alle Benachrichtungen abgeschaltet. Eine App für ablenkungsfreies Arbeiten am Rechner benutze ich zwar (noch?) nicht, doch höre ich immer wieder von guten Erfahrungen damit. Das probier ich sicher mal aus.
  • Social Media kann ein grosser Zeitfresser sein. Ablenkung pur. Deshalb habe ich beschlossen, das Ganze sehr zu reduzieren. Meinen Twitter-Account habe ich schon lange gelöscht und vermisse es auch nicht. Auch bei Facebook habe ich mittlerweile meine öffentliche Seite vom Netz genommen. Ich will keine Zeit mehr dort verbringen. Ich will lieber gestalten, Geschichten erarbeiten und neue Artikel für Ethnostories schreiben. Das ist viel nachhaltiger.
  • Auch mit der Pomodoro-Technik habe ich gute Erfahrungen gemacht. Dafür habe ich auf dem Rechner eine App installiert. Mit Pomodoro arbeitest du 25 Minuten intensiv, danach 5 Minuten Pause. Nach 4 solcher Pomodori gibts eine längere Pause von 15-20 Minuten. Das ist ziemlich effektiv. Kann ich nur empfehlen.

Verliere nicht den Fokus

Es braucht also viel Wachsamkeit, damit du deinen Fokus nicht verlierst.

Du bist nicht das Opfer all der Dinge, die dich ablenken wollen.
Denn du kannst dich immer wieder für das entscheiden, was dir wichtig ist!


Die Fotos in diesem Beitrag fing ich ein, bei einem Besuch im Museum Hessenpark und darf sie mit freundlicher Genehmigung des Künstlers Sean Henry verwenden.

Inmitten der alten hessischen Häuser waren 2015 riesige Skulpturen des englischen Bildhauers Sean Henry ausgestellt. Die überdimensionalen Figuren faszinierten mich durch die dichte Atmosphäre, die sie verströmen.

Ihre Körperhaltung spricht eine Sprache jenseits der Worte, gleichzeitig menschlich und künstlich. Wie eine Maske. Ich war sehr an meine Erlebnisse Backstage im Puppentheater erinnert. Dort kannst du auch von den Theaterfiguren solch eine schier verstörende Präsenz erleben, der man sich nicht entziehen kann.

Zur Skulptur:

„Catafalque“ by Sean Henry, Bronze, Oil Paint, Cor-ten steel, 208 x 394 x 194 cm, www.seanhenry.com

Lesetipp:

Frank Berzbach: Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen: oder Anregung zu Achtsamkeit *

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Wer schreibt hier:

Ich bin Uschi Erlewein und blogge hier über das Leben als freischaffende Künstlerin. Ansonsten bin ich hauptberufliche Erzählerin und habe mich auf Weltgeschichten aus fernen Ländern spezialisiert. Um die Geschichten gut erzählen zu können, reise ich auch schon mal in die Mongolei, aufs Dach der Welt, nach Kirgistan, Bali oder zu indianischen Erzählern.

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