Kunst und Kreativität haben hier im Blog einen festen Platz. Deshalb will ich mir heute über den Begriff und die Frage „Was ist Kreativität“ Gedanken machen. Seit ich an diesem Beitrag schreibe, sprudeln die Worte und Ideen. Es gibt also demnächst mehr zum Thema …
Was ist Kreativität? Annäherung an den Begriff
Kreativität ist, nach meinem Verstehen, eine Grundfähigkeit des Menschen und hat nichts mit Talent zu tun. Ja, ich denke, jeder Mensch ist kreativ. Nur durch kreative Problemlösungen hat der Mensch es geschafft zu überleben.
Kreativität ist eher eine Art zu Denken, eine Sicht der Dinge und der Welt, eine Form der Wahrnehmung.
Kreativität hat viel mit dem Sein zu tun. Sie ist wohl dort anzusiedeln, wo das Leben im Menschen daheim ist.
Kreativität hat viele Gesichter und kann sich auf viele Arten zeigen: einen neuen Vorhang nähen, die Wohnung einrichten, Märchenerzählerin werden, eine Software entwickeln, eine Gruppe leiten, einen Betrieb aufbauen, gärtnern, …
Kunst, Schöpferkraft, Schöpferisches
Kreativität ist die Fähigkeit schöpferisch zu denken und zu handeln.
Sie ist also eine Voraussetzung um Ideen zu finden und für künstlerisches Schaffen.
Kunst und Kreativität gehören zusammen.
Kunst ist eine sinnlich wahrnehmbare Form, in der Kreativität sichtbar wird.
Kreativität ist nicht nur eine Fertigkeit von Künstlern
Doch kann ich mir keinen Künstler vorstellen, der nicht kreativ ist. Künstler gehen so viel mit der Kreativität um und sind von ihr abhängig: denn da ist diese Verbindung zwischen Arbeit und den kreativen Anteilen der Persönlichkeit.
Kinder sind oft kreativer als Erwachsene
Warum? Ich bin der Überzeugung, dass Erwachsene oft im Laufe ihres Lebens ihre kreative Seite, verkümmern lassen. So wie viele die Beweglichkeit ihres Körpers nicht mehr nutzen und mit den Jahren steif und unflexibel werden, werden auch schöpferische, kreative Fähigkeiten vernachlässigt.
Es hat oft langfristige, zerstörerische Folgen, wenn man einem Kind sagt:
„Sei still, du kannst nicht singen! „
„Du malst falsch, ein Pinguin ist nicht türkisfarben, sondern schwarz-weiß. Schlecht gemalt! „
So ein Ausspruch setzt sich im Denken fest und macht häufig, dass die kreative Seite eines Menschen vernachlässigt wird und verkümmert. Im Laufe meiner Arbeit als Kunsttherapeutin und Coach bin ich so mancher Person begegnet, deren Kreativität durch solche Urteile ausgebremst war!
Kreativität üben und trainieren
Künstler, Erfinder, Architekten, Designer … es gibt etliche Berufsgruppen, die sich mit der Kreativität, mit dieser Art zu denken, auskennen. Weil sie kreatives Tun regelmäßig üben.
Ja, üben!
Man kann Kreativität üben und trainieren, wie die Muskeln. Kreativität ist wie ein „Muskel des Denkens“, der Ideen schafft und den Gedanken eine neue Richtung gibt. Etwas unkonventionell zu machen, gegen den Strom schwimmen.
Man kann Kreativität unterstützen, aber nicht kontrollieren. Wohl aber sie zulassen, sie geschehen lassen und ihr eine sinnlich wahrnehmbare Gestalt geben.
Üben kann man, doch ist Kreativität nicht so etwas wie ein Kaugummiautomat, in den ich eine Münze werfe, der Apparat spuckt das Leckerli aus und ich bin kreativer denn je. Sprich: ich mache Kreativitätstraining + Übung xyz und jetzt bin ich kreativ, for ever!
Kreativität ist kein Motor, den man nur mit ein paar Kreativitätstechniken und Übungen füttern muss, damit er geniale Ideen ausgespuckt.
Zum Beispiel können künstlerische Tätigkeiten ein Übungsfeld sein. Du kannst zum Beispiel mit zeichnen, malen, schreiben, musizieren, tanzen, Geschichten erzählen, bildhauern, deine Kreativität trainieren und aktivieren.
Kreatives Arbeiten hat immer auch eine Auswirkung auf die Persönlichkeit.
Denn da ist immer ein Wechselspiel zwischen Wahrnehmung und Veränderung eines Menschen. Wenn man kreativ gestaltet, sich ausdrückt und neue Wege geht, dann erkennt und lebt man auch oft neue Seiten seiner Persönlichkeit.
➜ Lies weiter: Ins Tun kommen – Häng dir einen Meißel übers Bett
Wissen um den kreativen Prozess
Jetzt sind es über 35 Jahre, dass ich mich intensiv hauptberuflich mit Kunst und mit dem Gestalten beschäftige. Sowohl in Unterricht, Coaching, Regie, Kunsttherapie, als auch in meiner eigenen Arbeit als freischaffende Künstlerin und Erzählerin, erlebe ich das Auf und Ab der Phasen des kreativen Tuns. Dabei begleiten mich schon lange die Fragen, „Was ist Kunst? Was ist Kreativität?“
➜ Lies weiter: Der kreative Prozess – Kreativität auf verschlungenen Wegen
Wie geht es mir selber mit der Kreativität? Mein Gestaltungswille ist stark und ich brauche Möglichkeiten, um mich auszudrücken. Über die Jahre habe ich immer wieder erlebt, dass ich missmutig und krank werde, wenn ich nicht diese kreative Seite meiner Persönlichkeit lebe. Ich muss dem gestalterischen, kreativen Tun genügend Raum im Leben geben.
Das will aber nicht heißen, dass es immer leicht ist und ich keinen Blockaden gegenüber stehe. Zumal ich ja auch von den Früchten meiner Kunst lebe. Oh doch, Hindernisse, Zweifel, schwere Zeiten kommen und gehen, wie bei anderen Künstlern, immer wieder.
Nur habe ich gelernt mit ihnen umzugehen und damit zu leben. Ich kenne die Hürden recht gut und lasse mich vom künstlerischen Tun nicht abhalten.
Beständig dranbleiben ist meine Devise.
Das Wesentliche dabei ist sich selber kennen zu lernen, wach zu sein während dem Gestalten. Zu wissen, was hindert und was förderlich ist für die kreative Tätigkeit. Und mir mein Arbeitsumfeld entsprechend gestalten.
Lesetipp:
Mihaly Csikszentmihalyi: FLOW und Kreativität: Wie Sie Ihre Grenzen überwinden und das Unmögliche schaffen *
Stephen Nachmanovitch: Das Tao der Kreativität: Schöpferische Improvisation in Leben und Kunst *
Oliver Sacks: Der Strom des Bewusstseins: Über Kreativität und Gehirn *
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