Frisst das Lampenfieber dich auf?
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Was tun bei Lampenfieber ? – Frisst dich das Lampenfieber auf?

Text © Uschi Erlewein

Aktualisiert: 20. Oktober 2024


Hast du auch Lampenfieber? Da bist du nicht allein. Viele Menschen sind vor einem Auftritt nervös, egal ob sie vor einer Gruppe sprechen, Musik machen oder in einem Vortrag öffentlich vor anderen sprechen.

Du stehst vor dem Publikum und hast dieses mulmige Gefühl im Bauch.

Dir scheint, als ob du dich an nichts mehr erinnerst. Dein Kopf ist hohl und leer. Hast du jemals die Geschichten, die du erzählen willst, erinnern können?

Angst steigt auf, zu versagen, vor Aufregung nicht mehr weiter zu wissen und dich zu blamieren.

Du fragst dich in der Situation, „Warum tu ich mir das bloß an?!“

All die vielen erwartungsvollen Gesichter irritieren dich.

Plötzlich stehst du beim Auftritt unter Stress und Leistungsdruck. Wie damals, als dich der Lehrer an die Tafel rief und du eine Rechenaufgabe lösen musstest.

Wenn das Lampenfieber dich überwältigt und daran hindert, dein Bestes zu geben, kannst du etwas tun, um deine Angst zu überwinden.

Früher litt ich auch unter heftigem Lampenfieber. Ganz klassisch, mit Flattern im Bauch, Herzklopfen, schweißnassen Händen, zitternder Stimme, trockenem Mund. Und der steten Angst vor einem Blackout – auf den ich oft nicht lange warten musste.

Mit den Jahren habe ich gelernt, damit umzugehen. Heute verstehe ich, dass vieles von meinen Gedanken und der inneren Haltung abhängt. Lass mich das ein bisschen näher erklären … Vielleicht kann dir meine Erfahrung ein Stückchen weiter helfen.

Artikelfoto: Frisst das Lampenfieber dich auf?

Kohlköpfe als Publikum

Während meiner Puppenspielerausbildung gab mir jemand den schlechtesten aller Tipps:

Wenn du Lampenfieber hast, dann stell dir einfach vor, dass nicht Menschen, sondern Kohlköpfe vor dir sitzen. Das hilft dir sicher und macht weniger Angst …

So spielte ich jahrelang gegen Kohlköpfe.
Mit Lampenfieber!
Na toll!

Finde deine Heimat auf der Bühne

Erst bei meinem Theaterlehrer Tony Montanaro lernte ich einen anderen Zugang kennen. Er sagte immer:

Make the stage your home.

Tony Montanaro

Sieh die Bühne als dein Wohnzimmer, finde deine Heimat auf der Bühne.

Die Zuschauer sind deine Gäste.

Denk, was sie alles auf sich genommen haben, um zu deiner Aufführung zu kommen! Sie verliessen ihr weiches Sofa samt Fernseher, machten sich auf den Weg und bezahlen sogar dafür, dass sie dich erleben können. Mit ihrem Kommen unterstützen sie dich in deiner künstlerischen Arbeit.

Wer weiß, vielleicht ist dieser Auftritt die einzige Gelegenheit in ihrem Leben, deine Erzählkunst zu sehen.

Ohne Zuschauer gibt es keine darstellende Kunst. Sie sind Teil deiner Performance. Erst durch und mit ihnen entstehen deine Erzählungen.

Make the stage your home!

Diese Haltung hat für mich alles verändert.

Anfangs war es gewöhnungsbedürftig. Doch bald merkte ich, dass der Stress mit dem Lampenfieber mit all seinen unangenehmen Nebenerscheinungen verschwand.

Der eigentlich wohlgemeinte Rat, „spiel doch für Kohlköpfe“, hinkte vor allem daran, dass ich gegen das Publikum spielte.

Zudem baute sich dadurch eine Hierarchie auf: Die Menschen, die auf der Bühne stehen, sind was Besseres. Und sie müssen auch beweisen, dass sie besser sind als die einfachen Kohlköpfe drunten in den Rängen.

Statt vom Lampenfieber frei zu werden, stieg dadurch der Leistungsdruck. Das Lampenfieber blähte sich auf und beherrschte mich. Der Rat war eine pure Sackgasse!

Spiele also nicht gegen, sondern mit den Zuschauern.

Nimm sie mit in deine Welt.

Artikelfoto: Frisst das Lampenfieber dich auf?

Was tun, wenn das Lampenfieber trotzdem kommt?

Wenn du merkst, dass Angst und Lampenfieber aufsteigen, nimm sie wahr, unterdrücke sie nicht.

Angst an sich ist nichts Schlimmes. Angst gehört zum Leben, wir müssen nicht versuchen sie auszumerzen oder sie überwinden. Nur lass dich nicht von der  Angst bestimmen.

Du kannst lernen mit der Angst umzugehen. Sie begleitet dich, um dich zu schützen und nicht, um dich von den Dingen abzuhalten, die du tun möchtest.

Nimm Angst und Lampenfieber einfach nicht ernst.

Konzentriere dich nicht auf das Lampenfieber, sondern auf das, was du tust.

Bist du Erzählerin, dann konzentriere dich auf den Anfang deiner Erzählung. Jede Geschichte hat ihre ganz eigene Logik, wenn du „ganz drin“ bist, wirst du nichts Wesentliches vergessen. Auch wenn du ein Referat oder einen Vortrag hältst, ist das nicht viel anders. Erinnere dich daran, dass du dich im Thema auskennst!

Vertraue darauf. 

Durchlebe die Geschichte so, wie wenn sie im Moment geschieht.

Falls das Lampenfieber dich mal wieder beherrscht, dann probier doch mal diese folgenden 3 Tipps. Die haben mir immer wieder geholfen …

1. Gibt es noch was anderes als dein Lampenfieber?

So, jetzt atme mal tief durch und spüre, wie deine Füsse die Erde berühren.

  • Mach dir bewusst, dass du nicht nur aus Lampenfieber bestehst. Schau doch, was sonst noch alles geschieht, zum Beispiel:
  • Dein Herz schlägt
  • Regelmässig strömt dein Atem aus und ein
  • Freu dich, endlich kannst du deine Arbeit und Kunst zeigen
  • Endlich kannst du deine Geschichten mit dem Publikum teilen
  • All die Bilder der Geschichte siehst du klar vor dir
  • Du weisst, wie die Geschichte beginnt …

2. Konzentriere dich auf den Augenblick

  • Dehne deinen Körper vor dem Auftritt, mache ein paar Atemübungen
  • Wärme deine Stimme auf, mit Sprechübungen, Zungenbrecher, singe dein Lieblingslied 
  • Massiere deine Füsse, deinen Bauch, den unteren Teil des Rückens
  • Überlege, wie deine erste Geschichte beginnt
  • Wie sieht das erste Bild der Geschichte aus?
  • Wo befindest du dich im Raum, auf der Bühne?
  • Welche Bewegung und Körperhaltung machst du dabei?

3. Mach langsam und nimm dir Zeit

Viele Erzähler und Redner tendieren dazu, wenn sie nervös sind, durch den Text zu hetzen.

Wenn du merkst, dass du aufgeregt bist und der Pegel des Lampenfiebers steigt, dann schalte bewusst einen Gang herunter.

Die Zuschauer sind gekommen, um zu erleben, was du machst. Schenke Ihnen deine Zeit.

Mach langsam, nimm dir Zeit!

Du erzählst Geschichten und bist nicht auf der Flucht!


Leidest du auch unter Lampenfieber ?

Dann schau dich doch hier auf Ethnostories weiter um, dann findest du noch mehr Artikel zum Thema und weitere Tipps gegen Lampenfieber. Auch wenn du keine Erzählerin bist, kannst du sicherlich einiges in deinen Bereich übertragen.

➜ weiterlesen: 5 Tipps gegen Lampenfieber und Nervosität vor dem Auftritt

Lesetipp:

Auftrittcoach Dr. Michael Bohne: Klopfen gegen Lampenfieber: Sicher vortragen, auftreten, präsentieren (Energetische Psychologie praktisch) *

David Bayles & Ted Orland: Kunst und Angst: Feststellungen über die Gefahren (und Belohnungen) des Kunstschaffens *

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Wer schreibt hier:

Ich bin Uschi Erlewein und blogge hier über das Leben als freischaffende Künstlerin. Ansonsten bin ich hauptberufliche Erzählerin und habe mich auf Weltgeschichten aus fernen Ländern spezialisiert. Um die Geschichten gut erzählen zu können, reise ich auch schon mal in die Mongolei, aufs Dach der Welt, nach Kirgistan, Bali oder zu indianischen Erzählern.