Weihnachtsgebäck in Herzform, Omas alte Rezepte, Teebrot
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Weihnachtsgebäck – Omas alte Rezepte – Teebrot

Text © Uschi Erlewein

Aktualisiert: 24. Oktober 2022


Wenn es feucht-kalt und ungemütlich draußen ist, erfreut einen der Duft von Weihnachtsgebäck und den Gewürzen. Leckere „Gutsle“ und „Brötle“ – wie wir im Schwabenland sagen – gehören einfach in die dunkle Jahreszeit.

Eigentlich reicht mirs schon, wenn die Küche nach gebackenen Keksen duftet. So ists mir gar nicht wichtig, vom Weihnachtsgebäck zu essen – doch kann ich was meinen Gästen anbieten oder verschenken.


INHALTSVERZEICHNIS
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Frühe Leidenschaft fürs Backen

Schon als kleines Mädle klapperte ich in der Vorweihnachtszeit verschiedene Küchen ab, um dort zu backen. Ich hatte gut 6, 8 Orte, wo ich beim Backen von Weihnachtsplätzchen helfen durfte und alle schafften es, die Backtage so zu verteilen, dass ich überall dabei sein konnte.

Zuerst bei der einen, dann bei der anderen Oma. Beide für andere Sorten spezialisiert. Edle Zimtsterne und Vanillekipferl bei Oma Mutti. Die alten schwäbischen Rezepte wie Teebrot, Springerle, Ausstecherle, Spitzbuben und Spritzgebäck bei Oma Lina.

Weihnachtsgebäck in Herzform, Omas alte Rezepte, Teebrot

Bei den Töchtern des Bäckers

In der Nachbarschaft gab es ein kleines Häuschen, in dem zwei unverheiratete Schwestern lebten. Töchter aus einer Bäckersfamilie. Ich war oft auf Besuch bei diesen alten Frauen. Tante Liesel zeigte mir all die Tricks, mit denen Gebackenes gelingt.

Die Brötle waren immer mit den Eiern der eigenen Hühner gebacken. So klein das Haus auch war, es gab Platz für einen Gemüsegarten und den Hühnerstall. Im Keller stand sogar noch die Kutsche und der Futtertrog des Pferdes, das sie früher hatten. Die Hühner durfte ich immer füttern und brachte das Grünzeug vom Salat in den Hühnerstall. Im Sommer gab es bei den Tanten Haferflocken mit Milch und eine Handvoll frische Himbeeren aus dem Garten.

Warum gibt es Lebkuchen & Co?

Tante Hede erzählte, „Jetzt, vom 21. auf 22. Dember, ist die längste Nacht im Jahr, die Wintersonnenwende. In der Zeit besuchen uns die Geister und die Verstorbenen. Die haben einen weiten Weg hinter sich und sind sicher hungrig. Deswegen bekommen die von uns was zu essen. Unsere Weihnachtsbrötle sind Opferbrot, deshalb machen wir Ausstecherle in Tierform.“

„Glaubs net!“, sagte Tante Liesl, die regelmässig in die Kirche ging. „Die ersten Weihnachtsbrötle sind im Mittelalter im Kloster gebacken worden. Zur Geburt Christi. Zutaten, wie Nüsse und Honig, Zimt, Nelken und Gewürze, waren teuer und wertvoll. Eigentlich sind Brötle eine Kraftnahrung. Und Lebkuchen sind Medizin. Die Gläubigen haben deshalb an Weihnachten und Neujahr Weihnachtsgebäck unter den Armen verteilt.“

Später lernte ich, dass die Tanten vom Ursprung des Brauchs erzählten. Schon die Kelten feierten die Wintersonnenwende, in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember. Auf heißen Steinen buken sie flache Fladen aus zermahlenen Getreidekörnern mit Honig. Es waren Opfergaben, um böse Dämonen, Götter und Naturgewalten gnädig zu stimmen.

Diese Backtradition der Kelten wurde in christlicher Zeit übernommen. Die Bedeutung wandelte sich. Die Opferbrote wurden nun zu „Weihnachtsbroten“ und Christstollen, das Kleingebäck zu „Weihnachtsbrötchen“.

Weihnachtsgebäck in Herzform, Omas alte Rezepte, Teebrot

Weihnachtsgebäck – Verschenken als Ritual

Ich erinnere mich, Oma Lina hatte im ungeheizten „dritten Zimmer“ einen grossen Wäschekorb stehen, fein abgedeckt mit frisch gewaschenen weißen Leintüchern. Darin lagerten gut 30 kg Weihnachtsbrötchen, in vielerlei Sorten. Es war der Stolz einer jeden Hausfrau, so viele verschiedene Kekse wie möglich, zu backen.

Und alle wurden mit einem Teller oder einer Tüte von den besten Weihnachtsbrötchen beschenkt: Verwandte, Freunde, Nachbarn, der Postbote und der Bauer, der Gemüse und Eier brachte. So machte es jeder. Das Weihnachtsgebäck ging von Hand zu Hand.

Eigentlich war das Ganze eine gewaltige Tauschaktion. Letztlich hat jeder die Kekse gegessen, die andere gebacken haben – und nicht die selbst gebackenen.

Es ging bei dem Brauch um Geben und Nehmen, um Verschenken und Beschenkt werden.

Kekse in Herzform, Omas alte Rezepte, Teebrot

Rezepte aus Fettflecken gerettet – Die Weihnachtsbrötchen

Vor einiger Zeit habe ich alle handgeschriebenen Rezepte aus Oma Linas Kochbuch gerettet. Die Rezepte waren mit Bleistift geschrieben, das Papier mittlerweile brüchig und so angegilbt, so dass es schon dunkelbraun ist. Vor allem unter den Fettflecken war die Schrift kaum mehr lesbar.

Geschrieben wars natürlich in Sütterlin. In der Schule haben wir diese alte Schreibschrift kaum gelernt, ich kannte sie hauptsächlich durch Omas Kochbuch. So kann ich die Buchstaben nicht richtig lesen, weiß nur, wie einzelne Worte aussehen – lese sie also wie Schriftzeichen. Ich kann z. B. Mehl, Zucker, Butter erkennen.

Auf dem dunklen Papier war allerdings das ganze Schriftzeichen nicht mehr erkennbar, so konnte ich nicht erraten, was es heißt. Mit Hilfe meines Vaters und meiner Tante entzifferten wir die Zutaten und rekonstruierten alle Rezepte.

Es war hochinteressant, eine Reise durch die Geschichte. Die ältesten Rezepte waren noch in den alten Maßeinheiten notiert. So reisten wir durch die Zeiten: vom württemberger Loth (15,625 g) zum Gramm, die Angaben wechselten vom Pfund zu Kilogramm.

Erst nutzte man als Triebmittel Natron, Hirschhornsalz oder Pottasche. Nach 1900 war das abgepackte Backpulver zum Massenartikel geworden. Etwa zur selben Zeit tauchte auch plötzlich das künstlich hergestellte Aroma Vanillin in den Rezepten auf.

Oma Linas Teebrot

So, jetzt habe ich so viel über Weihnachtsplätzchen geschrieben, da will ich nicht enden, ohne dir meinen Favorit aus dem alten Kochbuch zu geben: das Teebrot. Es ist ein einfaches Rezept, schnell gemacht, doch lecker. Ein Klassiker, ausgestochen mit der Form einer „Katzenzunge“.

Bestimmt hat meine Oma das Rezept aus der Zeit, als sie bei einer reichen Fabrikantenfamilie als Dienstmädchen „in Stellung“ war. Aus der Zeit hat sie auch die Gewohnheit mitgebracht, um 5 Uhr Mittags Tee zu trinken.

Teebrot kannst du lange aufbewahren, am besten in einem Glas – es wird immer besser! Das ist auch so was, das ich aus meiner Kindheit kenne: die Plätzchen wurden nicht alle an Weihnachten aufgegessen.

Bei meiner Tante Karline bekam ich noch an Ostern oder in den Sommerferien Spritzgebäck. Sie lagerte es im kühlen Wohnzimmer, in der Tischschublade. Ich kann mich noch gut erinnern, dass es mich anfangs grauste, das alte Weihnachtsgebäck zu essen.

Doch als ich es probierte, merkte ich: es ist köstlich, viel besser als an Weihnachten!

Weihnachtsgebäck in Herzform, Omas alte Rezepte, Teebrot

Teebrot Rezept

Zutaten:

  • 1/4 Pfund (125 g) Fett ( im Original ist es Butter, du kannst auch Margarine nehmen)
  • 1/2 Pfund (250 g) Zucker
  • 1 Pfund (500 g) Mehl
  • 3 große Eier
  • 1 Lot ( = 15 g / 1 Teelöffel ) gestoßener feiner Zimt
  • 2 Messerspitzen Pottasche ( nimm Backpulver, falls du keine Pottasche hast)

Zubereitung Schritt für Schritt:

Die Butter schaumig rühren,
nach und nach die ganzen Eier hinein rühren,
das mit Pottasche vermengte Mehl
Zucker und Zimt dazu geben.

Alles gut verkneten,
bis der Teig sich gut von der Schüssel löst, er ist fest, sollte jedoch nicht zu trocken sein.

Den Teig ca. 2 Std. kalt stellen und ruhen lassen.
Dann den Teig auswellen ( ca. 0,3 cm dick ),
die Brötchen ausstechen und
mit Eigelb bestreichen ( Kondensmilch, Sahne oder eine Mischung von beidem sind auch möglich ).


Im vorgeheizten Ofen bei 180-200° C.
ca. 10- 15 Minuten goldbraun backen.

Guten Appetit!

Kleingebäck in Herzform, Omas alte Rezepte, Teebrot

Lesetipp:

Als ich beim Friseur in Zeitschriften blätterte, fielen mir ungewöhnliche Rezepte auf: Weihnachtsgebäck mit Gojibeeren, Chili oder gewürzt mit Tonkabohnen. Für solche Gewürze bin ich immer zu haben, wurde neugierig und kaufte ich mir das Büchlein. Die Rezepte sind einfach und raffiniert gleichzeitig. Ich mag Kochrezepte, die unaufwändig, aber den gewissen Pfiff haben.

Christina Richon: Weihnachtsplätzchen: Himmlisch lecker und bezaubernd süß *

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Wer schreibt hier:

Ich bin Uschi Erlewein und blogge hier über das Leben als freischaffende Künstlerin. Ansonsten bin ich hauptberufliche Erzählerin und habe mich auf Weltgeschichten aus fernen Ländern spezialisiert. Um die Geschichten gut erzählen zu können, reise ich auch schon mal in die Mongolei, aufs Dach der Welt, nach Kirgistan, Bali oder zu indianischen Erzählern.