Immer mal wieder ging mir dieser Gedanke durch den Kopf, „ich sollte meine Facebook Seite löschen.“ Dann war es soweit, im Februar 2018 ich habe meine öffentliche Fan-Seite vom Netz genommen.
Und keiner hat es bemerkt …
Bis vor kurzem. Da schreib mir eine Freundin, dass sie meine Nachrichten vermisse und schon lange nichts mehr von mir gehört habe. Doch das ist keine Facebook-„Freundin“, uns verbindet seit Jahren eine Freundschaft im wirklichen Leben.
Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest – steig ab!
Facebook ist für mich schon länger ein totes Pferd – und ein ungeliebtes dazu. Eigentlich ist es für mich eher wie ein toter Fisch, der zum Himmel stinkt.
Warum? Ein paar Gedanken dazu will ich dir heute erzählen …
Doch bevor ich loslege, muss ich dir noch was erklären:
Es ist nicht ganz richtig, wenn ich sage, dass ich sofort die Facebook Seite gelöscht habe.
- Als ersten Schritt habe die Fan-Seite von öffentlich auf unsichtbar gestellt, nur ich konnte sie noch sehen.
- Und ich löschte alles, was möglich war: Fotos, Beiträge, Kommentare, Aktivitäten
- In meiner „Freundesliste“ blieben vorerst nur noch Freunde aus dem echten Leben
- Mein privates Profil war noch immer da – und ich dachte, so wird es auch bleiben – allerdings dauerhaft inaktiv und leer!
- Ich postete nichts Neues und kommentierte nicht mehr
Ein paar Monate lang löschte ich das gesamte Profil & Konto nicht ganz, denn ich befürchtete, dass einer meinen Namen für einen Fake-Account nutzen könnte – und womöglich Schweinereien damit anstellt.
Doch mit der Zeit änderte ich meine Meinung und beschloss, dass ich den gesamten Account lösche. Ich wollte nichts mehr mit Herrn Zuckerberg und seinem Meta Konzern zu tun haben. Deshalb nutze ich weder Facebook, noch Whatsapp, noch Instagram.
Und es geht mir sowas von gut damit! Ich kann meine Lebenszeit für sinnvollere Projekte nutzen, statt für die Oberflächlichkeiten dieser Netzwerke.
Wieso ich meine Facebook Seite löschen wollte
Schon seit Jahren war ich ja schon halb auf dem Absprung. Ich fühlte mich ständig unter Druck. Das stete Gefühl begleitete mich: „Ich muss, ich sollte! … einen Hinweis auf meine Veranstaltungen veröffentlichen oder sonst was posten, lesen, was mein Netzwerk postet, reagieren, kommentieren, antworten … „
Mit diesem Druck wuchs der Stress und auch mein Unmut. Ich fühlte mich gefangen in etwas, das ich selber begonnen hatte.
Übel, dass ich mir selber wegen so was Streß mache! Im Grunde langweilte mich doch das Ganze. Nur widerwillig wählte ich mich ein.
Ja, ich war nicht ständig in Facebook eingeloggt!
Denn selbst mein Computer sträubte sich!
Dass mein altes Laptop immer einfror, wenn ich auf Facebook eingeloggte, machte mich nachdenklich. Es geschah nur bei Facebook, immer in den ersten Minuten, bis die Datenkrake alle meine Browserdaten gesammelt hatte.
Ab dem Punkt gewöhnte ich mir an, so selten wie möglich einzuloggen, vorher den Browserverlauf zu löschen und mich nach spätestens 10 Minuten wieder abzumelden.
Facebook als Werbeinstrument
Viele Auftritte oder mehr Publikum hat mir Facebook nicht gebracht. Dabei hatte ich mich ursprünglich deswegen bei Facebook registriert.
Von vielen Seiten wurde mir dazu geraten: „Als Freischaffende m.u.s.s.t du eine Fanseite bei Facebook haben! Eine Facebook Seite ist der beste Weg, um als Künstler bekannter zu werden! Es kostet nichts, nur Zeit.“
„Naja, probieren kann ichs ja mal, ich will ja eh weg vom Verschicken von Papierbroschüren, möchte mehr papierfrei für meine Erzählprogramme werben,“ dachte ich mir.
So kam ich in den Sog von Facebook und konnte die massiven Veränderungen dort miterleben. Die Einführung des Algorithmus, der alles filtert, was ich von anderen lesen kann, der auch entscheidet wieviel andere von meinen Beiträgen sehen. Und wenn du willst, dass deine Fanseite oft gezeigt wird, musst du Anzeigen bezahlen. Das nervte mich immer mehr!
Anfangs nutzte ich es als Zettelkasten, als Ideensammlung. Die Textschnipsel waren mir Anstoß für neue Projekte. Doch bald waren meine älteren Beiträge kaum mehr zu finden, willkürlich taucht der eine oder andere wieder auf. Ich hatte keinen ungehinderten Zugang mehr auf die Texte, die ich selber geschaffen hatte. Facebook schluckt meine Posts, hat sie irgendwo aus Eigennutz gespeichert, doch ich selber kann sie kaum mehr finden.
Ich mag es nicht, wenn ich mit viel Zeit und Mühe Inhalte, Fotos und Texte veröffentliche und dann jemand anderes bestimmt, ob sie gezeigt werden. Das ist Manipulation pur!
Statt Facebook lieber bloggen
Auch deshalb habe ich mit dem Bloggen auf Ethnostories begonnen, damit ich selber entscheiden kann, was ich veröffentliche und was nicht. Zudem kann ich hier im Blog ausführliche Beiträge schreiben, die meinen Lesern weiterhelfen können. Dabei bleibt das Urheberrecht ganz bei mir – für diese Unabhängigkeit bezahle ich gerne die Unkosten, die ein Blog verschlingt.
Eines wurde mir in den 10 Jahren bei Facebook überdeutlich: meine Auftragsgeber suchen dort nicht nach Erzählern. Kulturvereine, Bibliotheken, Theater, Museen reagieren auf Empfehlungen, sie googeln oder suchen im Internet, fragen mich wegen meiner Website an – doch bei Facebook suchen sie nicht.
Heute denke ich: „Ja, Facebook ist beste Werbung – für Facebook und diejenigen, denen Facebook die von uns gesammelten Daten verkauft! Werbung für meine Arbeit ist es nicht.“
Anfangs fürchtete ich, dass sich das Deaktivieren der Facebook Seite auf meine Webseite auswirken wird und man sie dann nur noch schwer im Internet findet. Ich konnte aber keine Veränderung beobachten. Sowohl Blogbeiträge, als auch Erzählerwebseite werden weiterhin gefunden und gelesen.
Facebook, ein geschlossenes System?
Ein Phänomen beobachtete ich immer wieder bei Facebook. Da scheut sich so mancher einen Kommentar bei mir auf der Website zu schreiben – das sei ja „öffentlich“. Doch auf Facebook wird über die intimsten Dinge geschrieben und rege kommentiert. Wohl in der Meinung, das sei „privat“ und nicht „öffentlich“. Welch ein Irrtum!
Dieser scheinbar „sichere“ Raum in Facebook ist eine Illusion!
Vieles von Facebook ist auch öffentlich im Web, meine Fan-Seite war das immer.
Facebook speichert a.l.l.e.s! Das merke ich auch jetzt wieder beim Löschen all der Daten, die mit meiner Seite zusammen hängen. Und ich bin mir sicher, dass ich nur einen Bruchteil löschen kann. Alles andere gibt Facebook gar nicht preis.
Die Wettbewerbs-Konkurrenz-Maschine
Immer wird das Gemeinschaftliche und die Möglichkeit in Kontakt zu bleiben, ins Zentrum gerückt. Vielleicht entsteht deshalb dieses Gefühl von scheinbarer Gemeinschaft und Begegnung?
Doch Facebbooks Daumen-hoch-Button fördert die Konkurrenz.
„Wie viele Likes bekommt mein Beitrag? Wie viele Freunde / Fans habe ich im Vergleich zu anderen?“ Viele sammeln deshalb hunderte, möglichst tausende „Freunde“, Fans kann man sich sogar kaufen und sich dadurch wichtig fühlen.
Noch so eine Illusion!
Wenn ich auf Facebook meine „Freunde“ anschaue, finde ich immer wieder Leute, die ich weder kenne, noch haben sie mir je ein einziges Wort geschrieben. Wer kommentarlos nur auf den Button geklickt hat, damit seine Freundesliste wächst, wen ich nicht aus dem wirklichen Leben kenne, den habe ich nach und nach aus meiner „Freundesliste“ entfernt.
Echte Gespräche entstehen nicht wirklich. Viele meiner Freunde aus dem echten Leben würden kommen aus anderen Ländern, sie verstehen meine Posts auf deutsch nicht.
Viele Leser halten ihre Meinung hinterm Berg. Fad! Nur einige wenige haben bei Facebook tatsächlich das Gespräch mit mir gesucht. Das sind einige Ausnahmen, mit denen werde ich auch nach dem Facebook-Seite-löschen in Kontakt bleiben.
Facebook – der Zeitfresser
Wie sagte der Künstlerberater? „Es kostet nichts, nur Zeit.“
Oh, ja! Viel zu viel Zeit hat mich das gekostet. Lebenszeit!!!
Facebook hat einen ganz bestimmten Sog. Nicht zufällig sind viele total süchtig danach. Es gibt Untersuchungen, dass Facebook-User nach wenigen Sekunden den Impuls verspüren, nachzuschauen, ob es was Neues auf Facebook gibt.
Das ist mir unheimlich.
Wenn ich lange nicht eingeloggt war, fordert Facebook mich auf, mal wieder was zu posten. Das ganze System ist darauf ausgerichtet einen zu binden und abhängig zu machen.
Und natürlich auch die bezahlte Werbung zu sehen und möglichst drauf zu klicken.
Sehr wohl erlebte auch ich dieses Suchtpotential von Facebook.
Ohne mich! Gegen solche Abhängigkeiten sträube ich mich.
Aktive Faulheit
Facebook hält dich beschäftigt und gibt dir das Gefühl, dass du ständig was tust. Doch kommt selten etwas dabei heraus!
Ich erlebte Facebook als Ablenkung von dem, was mir wirklich wichtig ist: an meiner Kunst dranzubleiben.
Ich beobachte immer, wie sich etwas auf mich auswirkt. Und stellte fest, dass ich nach einem Besuch bei Facebook immer schlechter Laune war und oft lustlos. Facebook hemmte mich und war ein Gegenspieler des kreativen Prozesses.
Deshalb ist es immer wieder gut auszusortieren, altgewohntes in Frage zu stellen, sich von Zeitdieben zu trennen und sich auf das zu besinnen, was dir wirklich wichtig ist.
Sowohl in der Kunst als auch im Leben suche ich immer nach Vereinfachung. Fokus ist das Zauberwort.
Datenschutzverordnung als Anstoß
Schon lange wollte ich meine Facebook Seite löschen – den letzten Anstoß bekam ich, als ich die EU-Datenschutzverordnung umsetzte.
Die Datenschutzvorschriften hatten also was Gutes: ich trennte mich von so manchem, das mich eh schon lange nervte.
Zum Beispiel wurde auf meiner Erzählerseite in letzter Zeit nur noch selten kommentiert, also schaltete ich die Kommentarfunktion ab.
Persönliche Gründe, warum ich meine Facebook Seite löschen möchte, hatte ich ja schon genug.
Ganz abgesehen von: Datenmissbrauch, Zuckerberg’s wachs-weiche Antworten, Dark Ads (verborgene Anzeigen), Unmengen von Fake News die so manche demokratische Wahl beeinflussten, Propaganda von radikalen Gruppierungen, die wachsende Verrohung im sozialen Umgang und in der Sprache, der Anstieg von agressiven Kommentaren … von über Facebook organisierten Lynchmobs ganz zu schweigen. Trotz aller Versprechungen ist Facebook noch immer nicht konform mit dem europäischen Datenschutz.
Facebook ade zu sagen, war die richtige Entscheidung!
Es fehlt mir nicht!
Auch ohne Facebook bekommst du mit, was ich mache
Hier im Blog findest du sowieso vielviel mehr Info, als auf Facebook. Du kannst hier ganz einfach mit mir in Kontakt kommen und mir eine Email schreiben. Oder komm doch mal in eine meiner Aufführungen und treffe mich live. Nach einem Auftritt habe ich manchmal auch Zeit für ein kurzes Gespräch.
Auf meiner Erzähler-Website findest du Infos und Hintergründe über meine Erzählprogramme. Auch findest du da die Termine all meiner öffentlichen Auftritte.
Weitere Info zum Thema:
Schau dir zum Thema die Dokumentation Fake America, great again – wie Facebook und Co. die Demokratie gefährden an, manchmal ist sie im TV zu sehen. Der Film zeigt verständlich, wie die in Social Media gesammelten Daten verwendet werden.
Lesetipp:
So, jetzt habe ich diesen Artikel geschrieben, das Thema geht mir noch weiter durch den Kopf , so lese ich von dem Internetpionier der ersten Stunde Jaron Lanier: Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst *
Dieses Buch ist ein MUSS, für alle, die bei Twitter, Facebook, Instagram sind. Ich bin erstaunt, wie viele meiner Beobachtungen ich darin bestätigt fand und verstehe jetzt mehr die Hintergründe. Ein Buch, das einen nachdenken lässt, auch über exzessiv twitternde Präsidenten …
*Werbung: bei Amazon anschauen. Wenn du über diese Links bei Amazon einkaufst, bekomme ich eine kleine Provision, die in die Arbeit an diesem Blog fließt. An deinem Kaufpreis ändert sich dadurch nichts und du bezahlst keinen Cent mehr. Danke für die Unterstützung!
Foto:
Dieses Stilleben mit Fisch ist keine Malerei, ich habe es im Bhujpalace auf meiner Reise durch Gujarat ( Indien ) fotografiert. Dieser Palast ist gefüllt mit einem wilden Durcheinander an Kostbarkeiten, eine faszinierende Mischung aus venezianischen Spiegeln, mit Paketklebeband restaurierte ausgestopfte Tieren, indischen Miniaturmalereien, Obst aus Halbedelsteinen, 50er Jahre Wanduhren – und eben diesem künstlichen Fisch auf einem Marmortisch. Ich habe ein Faible für solche Kuriositäten, die mich zum Nachdenken bringen, „Was ist Realität, was Illusion?“
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