Nachdem ich gestern schon wieder ein Rezept für Vanillekipferl mit Vanillinzucker gesehen habe, wird es Zeit, dass ich hier mal eine Lanze für das Echte breche – und natürlich verrate ich dir auch das beste Kipferl – Rezept von meiner Oma.
Gerade Vanillekipferl bekommen ja ihren Charakter durch den Duft der Vanille. Deshalb nimm statt synthetischem Vanillin-Aroma besser echte Vanille, als natürliches Gewürz.
In meinem Beitrag über Weihnachtsplätzchen habe ich vom Kochbuch meiner Oma erzählt. In dem Buch konnte ich deutlich die Entwicklung in den Rezepten sehen: Vanillin tauchte erst mit der Industrialisierung auf. Alle alten Rezepte, die von vor 1900, waren ohne.
Vanillin ist ein künstlicher Aromastoff, ein Nebenprodukt aus der Papier- und Zellstoffherstellung oder der Petrochemie.
Steht auf einer Packung was von „Aroma“, „naturidentisch“, Vanillin oder „entspricht … Vanilleschoten“ – lass besser die Finger weg.
Hier ist der Unterschied von Vanillin und Vanille gut beschrieben.
Lerne noch ein anderes Rezept meiner Oma kennen: Weihnachtsgebäck – Omas alte Rezepte – Teebrot
Ein Lob auf das Echte
Echte Vanille ist die Frucht einer Orchidee und kommt ursprünglich aus Mexiko, wo schon die Azteken Kakao mit Vanille tranken. Heute ist Madagaskar der Hauptproduzent. Nachdem dort die natürlichen Bestäuber fehlen, werden die Vanilleblüten von Menschen bestäubt und erst durch einen aufwendigen Fermentierungsprozess entsteht das typische Vanillearoma.
Übrigens habe ich mal von einer Aromatherapeutin gehört, dass besonders das warme Aroma der Vanille ein Grund ist, weshalb es so viele Schokoladenliebhaber gibt …
Nimm echte Vanille und dein Gebäck wird richtig lecker schmecken.
Mehr über die Verwendung echter Vanille kannst du bei der Vanille Kampagne erfahren. In ihrem Shop gibt es Vanille von mexikanischen Kleinbauern, die mit Respekt vor Natur und Mensch angebaut ist.
Übrigens ist das hier keine bezahlte Werbung für die Vanilla Campaign. Ich kaufe gerne bei solchen Projekten, denn ich schätze gute Produkte und unterstütze am liebsten die Erzeuger direkt. Wenn irgend möglich, kaufe ich Lebensmittel direkt bei den Bauern.
Dasselbe gilt auch für die Kunst.
Auch in der Kunst gehts drum echt, authentisch, persönlich zu sein. Wenn du künstlerische Arbeiten schätzt, dann unterstütze die Künstler*innen direkt.
Denn nur, wenn wir Einnahmen haben, können wir Neues entwickeln und weiter an der künstlerischen Arbeit dranbleiben. Deshalb lege ich dir auch mal mein Angebot als Geschichtenspielerin ans Herz.
Gewürze sind die Farben der Küche
Ich weiß nicht, wie dirs geht, doch ich nehme die Welt stark über die Nase wahr. Kaffee trinke ich eigentlich nur wegen dem Duft. Wenn ich in meinem Garten am Lavendel vorbei gehe, streiche ich immer mit der Hand über die Blätter, um den Duft einzufangen. Ich liebe es Neues zu erschnüffeln, wenn mir eine Freundin ein unbekanntes Kraut aus Vietnam unter die Nase hält.
Jede Landschaft hat ihren besonderen Duft, jedes Land seine speziellen Gewürze. Beim Reisen neue Geschmacksrichtungen zu entdecken, wird mir nie langweilig.
So viele Erinnerungen sind an Gerüche gebunden. Auch bei meiner Suche nach Märchen und Geschichten lasse ich mich oft von der Nase leiten und grabe wie ein Trüffelschwein in tiefere Schichten.
Gewürze und Kräuter mit ihren verschiedenen Aromen sind in der Küche, wie die Farben beim Malen.
Auch beim Malen macht es einen großen Unterschied, ob du dein Bild mit den billigen Farben aus dem Schulmalkasten oder mit hochwertigen Pigmenten malst. Es ist die Qualitiät der Pigmente, die die Farben leuchten läßt.
Wenn du gute Rohstoffe zum Kochen und Backen nimmst, schmecken auch einfache, unaufwendige Rezepte.
Mach deinen Vanillezucker einfach selber
Statt in kleinen Beutelchen „Vanillezucker“ mit Vanillin zu kaufen, mach den Vanillezucker selber. Das ist viel günstiger, vor allem geschmackvoller – und das Selbermachen ist super einfach!
1. Zucker mit gemahlenen Vanilleschoten
Du kannst fertig gemahlene Vanilleschoten kaufen – also Vanillepulver – und mit Zucker vermischen. Nicht erschrecken, das Pulver kostet erstmal einige €uro, dafür reichen 20 g für lange Zeit. Ich mische mir damit Vanillezucker auf Vorrat, 1 Messerspitze Vanillepulver mit ca. 6 gehäuften Eßl. Zucker – je nach Gusto.
2. Vanilleschoten in Zucker einlegen
Schneide eine Vanilleschote der Länge nach entzwei und vergrabe sie in einem Glas mit ca. 500 g feinem Zucker. Deckel zu und nach wenigen Tagen schmeckt der ganze Zucker köstlich nach Vanille. Die Schote kannst du im Zucker lassen, der Zucker nimmt alle Feuchtigkeit und trocknet die Schote. Ich fülle immer Zucker nach und lass die Vanille im Glas, bis sie nicht mehr duftet.
Am besten machst du gleich 1 Glas mit Backzucker und 1 Glas mit feinem Puderzucker. Den fertigen Vanille-Puderzucker kannst du nehmen, um darin deine gebackenen Vanillekipferl zu baden.
3. Vanilleschoten in Alkohol
Als ich das letzte Mal auf Bali war, habe ich mich natürlich auch mit Gewürzen eingedeckt. Von einem Teil der Vanilleschoten setzte ich einen Alkoholauszug an: die Vanilleschoten in kleine Stückchen geschnitten und mit Obstler übergossen. Nach wenigen Tagen wird der Schnaps dunkelbraun und nimmt das ganze Aroma in sich auf.
Genau kann ich mich nicht mehr dran erinnern, aber ich habe den Ansatz wohl erst nach 5 – 6 Monaten abgesiebt. Wenige Tropfen davon aromatisieren meinen Teig für die Vanillekipferl.
Wenn du merkst, dass die Schotenstückchen noch aromatisch sind, kannst du sie auch mit etwas Alkohol zu feinem Brei mixen. Eine Teelöffelspitze davon in einen Rührkuchen und schon schmeckt er himmlisch nach Vanille.
Eines gibt es allerdings beim Alkoholauszug zu beachten: Milch und Ei gerinnt durch den Alkohol. Beim Backen ist das kein Problem, doch z.B. fürs Aromatisieren von Pudding nimm lieber Vanillezucker.
Rezept von Oma Muttis Vanillekipferl
Ich hab schon viele Rezepte für Vanillekipferl ausprobiert, komme aber immer wieder auf das von Oma Mutti zurück. Es ist einfach das allerbeste, da stimmt das Verhältnis der Zutaten. Je nachdem wieviel Puderzucker du drauf streust, sind sie mehr oder weniger süß.
Zutaten Mürbteig
- 200 g Butter, kalt, in kleine Würfel geschnitten (natürlich geht auch eine gute Margarine, mit Butter schmecken die Kipferl aber feiner)
- 300 g Mehl (ich nehme gerne Dinkelmehl Typ 630)
- 150 g Nüsse, gemahlen (Haselnüsse, Mandeln oder Pekanüsse, jeweils pur oder gemischt | Walnüsse übertönen den Geschmack von Vanille, schmeckt aber auch super | Oma hat auch mal die gemahlenen Nüsse mit Peanutbutter ersetzt, das war sehr lecker)
- 2 Eidotter oder 1 großes Ei
- 80 – 100 g Zucker
- 1 – (2) Eßl. selbstgemachter alkohol. Vanilleauszug (s.o) oder 1 – 2 Eßl. Vanillezucker (entsprechend weniger Zucker nehmen!)
- Für das Zuckerbad nach dem Backen: Puderzucker und gemahlene Vanille mischen – oder selbstgemachten Vanille-Puderzucker
Zubereitung Schritt für Schritt
Alle Zutaten gut verkneten.
Auch wenn der Teig anfangs zu trocken erscheint, gib keine Flüssigkeit dazu. Einfach weiterkneten, bis der Teig sich gut von der Schüssel löst
Den Teig ca. 2 Std. kalt stellen und ruhen lassen.
Den Teig in kleinfingerdicke Würste rollen, in ca. 8 cm lange Stücke schneiden und daraus kleine Hörnchen formen.
Im vorgeheizten Ofen bei 150 – 180° C.
ca. 10 – 15 Minuten backen
Die Kipferl sind fertig, wenn sie blassgelb gebacken sind. (Heller, wie sie mein Foto abgelichtet hat!)
Vorsicht, Vanillekipferl werden schnell braun!
Etwas abkühlen lassen, dann zerbrechen die Kipferl nicht so leicht. Schütte etwas Vanille – Puderzucker in einen tiefen Teller und bade die noch leicht warmen Vanillekipferl.
Viel Spaß beim Backen & Guten Appetit!
Lesetipp:
Christina Richon: Weihnachtsplätzchen: Himmlisch lecker und bezaubernd süß * Weihnachtsgebäck mit Gojibeeren, Chili oder gewürzt mit Tonkabohnen. Rezepte – einfach und raffiniert mit dem gewissen Pfiff haben.
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Von meiner Tante Karline und ihren Backkünsten erzähle ich übrigens in meinem Programm: Schwäbische Geschichten und andere Lügen: wehwehweh.mugganeschd.ade
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