Stimme pflegen
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Stimme pflegen – Hilfe, meine Stimme ist weg!

Text © Uschi Erlewein

Aktualisiert: 21. Oktober 2024


Vor Jahren war mir Stimmbildung und die Stimme pflegen noch unbekannt. Und ich ging ziemlich unbewusst mit meiner Stimme um. Erkältungen schlugen sich schnell auf die Stimme. Mir blieb mir dann oft die Stimme weg, dann konnte ich nur noch flüstern.

Besonders in Stresssituationen passierte das. Oder als es Zeit war, etwas in meinem Leben zu ändern. Da versagte mir die Stimme und ich machte ein unfreiwilliges Schweige-Retreat.

Heute passiert mir das nur noch selten.

Zum Glück! Denn ich lebe ja als Bühnenerzählerin von und mit meiner Stimme.

Ja, ich habe gelernt und sorge heute gut für meine Stimme. Ich weiß, wie ich sie pflege, was ihrer Gesundheit gut tut und was ich besser vermeide.

So was lernst du, wenn du Unterricht nimmst, in Sprecherziehung und Stimmbildung. Kann ich dir nur empfehlen!

Es ist gut, wenn du lernst mit deiner Stimme umzugehen.

Stimmbildung und Stimmtraining sind nicht nur für Sänger, Erzählerinnen und Sprecher sinnvoll. Ich denke, eigentlich sollte jeder die Möglichkeiten seiner Stimme kennenlernen. Die Stimme ist dein ureigenstes Instrument, das du immer mit dir trägst. Mit der Stimme drückst du dich aus.

Dann nimm doch eine andere!

Eine meiner Stimm-Lehrerinnen sagte einmal:

Was, deine Stimme ist weg? Dann nimm doch eine andere …

Da ist bei mir der Groschen gefallen! Mir wurde klar, dass ich nur einen winzig kleinen Teil der Möglichkeiten meiner Stimme nutze.

Wenn meine gewohnte Art zu sprechen streikt, habe ich die Möglichkeit tiefer oder höher zu sprechen oder ich kann der Stimme in einem anderen Teil des Körpers Resonanz geben. Wenn z.B. die Nebenhöhlen im Kopf durch eine Erkältung verstopft sind, kann ich den Resonanzraum im Bauch oder Brustkorb nutzen.

Oft hast du dich auch bloss daran gewöhnt, in einer bestimmten Stimmlage zu sprechen. Und völlig vergessen, dass du auch andere Stimmlagen nutzen kannst. Vor allem Frauen haben oft noch ihre hohe Mädchenstimme.

Als Klinikclown begegnete ich einmal einer Frau, die durch ihre Demenzerkrankung nicht mehr sprechen konnte. Statt dessen summte sie in einer hohen Stimmlage vor sich hin und wiegte mit dem Kopf dazu. So begann ich mich singend mit ihr zu unterhalten. Sprechen ging nicht mehr, aber in ihrem Singsang konnte ich sogar Worte erahnen. Und unterhalten haben wir zwei uns bestens!

Artikelfoto: Stimme pflegen

Das Wasserglas auf der Bühne

Obwohl ich immer betone, „Ich erzähle frei, ohne Buch, im Stehen, mit Bewegung und brauche Platz“, wird die Bühne wie für eine Lesung vorbereitet.

Ganz klassisch mit: Stuhl, Tisch, Leselampe und Wasserglas.

Viele meinen ja, dass ein Glas Wasser immer neben den Vortragenden gehört. Und sie machen sich gar keine Gedanken, was für eine Wirkung das auf der Bühne hat, wenn jemand trinkt.

Einmal war ich in einer Aufführung einer Märchenerzählerin. Sie kam auf die Bühne und bevor sie mit dem Erzählen begann, trank sie ein Glas Wasser auf der Bühne leer.

Das hatte keinerlei Bezug zu ihrer Aufführung. Sie machte etwas ganz privat und war sich nicht bewusst über die Wirkung. Auf der Bühne wirkte das Trinken wie eine rituelle Handlung. 

Wahrscheinlich hat sie damit versucht, ihre Anspannung und die Nervosität des Lampenfiebers hinunter zu schlucken. Sie war so angespannt, jeder Schluck schnalzte laut.

Das Trinken bekam solch eine Wichtigkeit, war präsenter und stärker in der Wirkung als ihr Märchenerzählen.

Das ist auch, was ich von ihrem Auftritt erinnere: das Schnalzen ihrer Kehle beim Trinken. Ihre Märchen und ihr Erzählstil sind vergessen. Ganz sicher war das nicht, was sie beabsichtigte!

Ich denke, wenn du dich und deine Stimme vorher gut vorbereitest, dann brauchst du normalerweise auf der Bühne nichts trinken.

Etwas trinken und die Stimmbänder befeuchten gehört zur Vorbereitung vor der Aufführung. Und zwar geschieht das vorher, hinter der Bühne.

Artikelfoto: Stimme pflegen

Stimme und Körper aufwärmen

Am besten ist es, direkt vor dem Auftritt Übungen zur Stimmpflege zu machen. Das macht sich gleich bemerkbar in der Stimmqualität beim Auftritt.

Oft ist mein Problem, dass ich keine Möglichkeit habe Stimme und Körper aufzuwärmen. Selten habe ich einen abgeschlossenen Raum zum umziehen, wo ich mich einsingen kann. Oder ich sitze (zu) lange in der Warteschleife, die Zeit für den Auftritt verschiebt sich. Bei Privatfeiern passiert das häufig, weil selten ein Zeremonienmeister die Uhr im Blick hat. 

Stimme weg, selber gemacht

Neulich habe ich mir einen Smoothie gemacht. Wasser, eine Grapefruit und eine handvoll gefrorene Kirschen. Hat gut geschmeckt, aber meine Stimme war dahin.

Bist du denn gesund? Wie willst du so erkältet heute Abend spielen?

fragte mich eine Freundin, besorgt.

Du siehst, du brauchst gar nicht krank sein, um heiser zu werden.

Meine Hausmittelchen

Mindestens 2 Stunden vor dem Auftritt sind essen, kalte Getränke und Kaffee tabu.

Das ist dann meine Zeit des Salbeitees. Überhaupt, der Salbeitee, der hat mir schon so oft geholfen. Vor allem in der speziellen Luft im Völkerkundemuseum ist Salbeitee das beste gegen Heiserkeit.

Salbeitee ist bei mir für die Aufführungstage reserviert. Ich darf ihn nicht zu oft trinken, denn ich muss vermeiden, dass er mir überdrüssig wird. Nichts ist besser für meine Stimme vor dem Auftritt.

Seit Jahren verwende ich die zuckerfreien Ipalat Halspastillen *. Ich kaufe eine grosse Packung (das ist viel billiger) und fülle sie in eine kleine Dose um, die immer in meiner Schminktasche liegt. Kurz vor dem Auftritt 1 oder 2 solcher Pastillen langsam im Mund vergehen lassen. Das hilft erstaunlich gut.

Von Olbas *, Fisherman´s friend * über Irisch Moos Pastillen habe ich alles ausprobiert. Die meisten hinterlassen bei mir einen klebrig süssen Geschmack im Mund, der nicht günstig fürs Sprechen ist. Da lass ich die Finger weg.

Artikelfoto: Stimme pflegen

Meine Tipps zum Stimme pflegen

Was ich sonst noch mache, wie du deine Stimme pflegen und sie fürs Erzählen vorbereiten kannst, kannst du in der folgenden Übersicht lesen:

Meide vor dem Auftritt:

  • Stress
  • Übermüdung
  • Alkohol, Kaffee
  • Kalte Zugluft
  • Nichts extrem heißes oder eiskaltes essen und trinken
  • Keine Nüsse oder Apfel vor dem Auftritt essen. Davon bleiben oft noch kleine Stückchen im Mund. Wenn die sich während dem Sprechen lösen, kannst dich leicht verschlucken und einen schlimmen Hustenanfall bekommen.
  • Schokolade, Süßes, Bananen und Milchprodukte. All das kann verschleimend wirken

Das tut der Stimme gut:

  • Gähnen
  • Summen
  • Halte dich warm, vor allem Hals und Füsse
  • Wärme deine Stimme auf, mit Zungenbrecher, Summen, Sing- und Stimmübungen
  • Gesicht und Nacken, Bauch und Lendenbereich massieren
  • Trinke viel, möglichst warme Getränke
  • Ingwertee mit Zitrone und Honig
  • Salbeitee
  • Propolis * und/oder Propolishonig * ( Wenn du das nicht im Bioladen oder Reformhaus kaufen kannst, frage den Imker deines Vertrauens. Propolis ist Baumharz, das die Bienen sammeln und mit dem sie ihre Beuten keimfrei abdichten. ) 
  • Manche Sänger schwören darauf, vor dem Auftritt ein Stück Ingwer zu kauen

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Wer schreibt hier:

Ich bin Uschi Erlewein und blogge hier über das Leben als freischaffende Künstlerin. Ansonsten bin ich hauptberufliche Erzählerin und habe mich auf Weltgeschichten aus fernen Ländern spezialisiert. Um die Geschichten gut erzählen zu können, reise ich auch schon mal in die Mongolei, aufs Dach der Welt, nach Kirgistan, Bali oder zu indianischen Erzählern.